
DLK-Rückblick: Im Spannungsfeld zwischen Qualität, Verfügbarkeit und Preis
Der Deutsche Logistik-Kongress stand dieses Jahr unter dem Motto „Supply Chains Matter!“. Dabei wurden nicht nur Trends rund um Resilienz und Digitalisierung thematisiert, sondern auch das Spannungsfeld zwischen Einkauf und operativer Logistik. Denn in Zeiten unsicherer Lieferketten und knapper Kapazitäten stellt sich vielen Logistikentscheider.innen die Frage, was bei Ausschreibungen wirklich zählt: Verfügbarkeit, Qualität oder Preis?
Beim Deutschen Logistik-Kongress, der dieses Jahr vom 19. bis 21. Oktober in Berlin stattfand, diskutierte Gudrun Raabe, Geschäftsführerin der System Alliance Hub Betriebsgesellschaft, mit anderen Logistikexpert.innen während einer Fachsequenz über die „Herausforderungen beim Einkauf von Logistikdienstleistungen“. Zusammen mit Stefan Ulrich von Simon Hegele, Marek Schröder von H. & J. Brüggen KG, Mike Schmidt von Engelbert Strauss und Moderatorin Berit Börke besprach sie dabei die unterschiedlichen Perspektiven und Herangehensweisen.
Zuverlässigkeit trumpft Preisdenken
Trotz der verschiedenen beruflichen Hintergründe der Diskutanten herrschte schnell Einigkeit: Vor allem in unsicheren Zeiten setze man lieber auf langfristige Geschäftsbeziehungen und rücke so Zuverlässigkeit in den Fokus. Es sei demnach weniger wichtig, Services, Frachtraum oder Lagerfläche zum günstigsten Preis einkaufen zu können.
Um zuverlässig Dienstleistungen erbringen zu können, müssten allerdings einige grundlegende Voraussetzungen erfüllt sein. Vor allem ein solides Prozessverständnis sei für langfristige Partnerschaften von kritischer Bedeutung. Gerade im Falle digitaler Ausschreibungen dürfe der persönliche Kontakt nicht verloren gehen. „Der Dialog oder das persönliche Gespräch ist unserer Erfahrung nach immer hilfreicher“, berichtete Gudrun Raabe. So könne man nicht nur gegenseitiges Vertrauen aufbauen, sondern auch Abläufe beschleunigen. „Ohne Prozessverständnis wird es nicht funktionieren. Das ist kritisch für beide Seiten“, so Raabe weiter. Sie selbst setze deshalb zum Beispiel beim Frachteinkauf auf langfristige Partnerschaften, um auch kurzfristig die hohen Qualitätsansprüche der Kunden verlässlich erfüllen zu können.
Die verlängerte Werkbank der Logistik
Gudrun Raabe weiß dabei um den Druck, dem Verlader ausgesetzt sind, und die zentrale Rolle, die der Hub innerhalb komplexer Warenströme spielt. „Ich bin als Geschäftsführerin mit meinem Team jeden Tag dafür verantwortlich, dass Stückgut funktioniert, insbesondere für die Stückgutnetzwerke System Alliance und System Plus, einerseits national, anderseits als Road Express-Netzwerk für Europa. Das heißt bei uns, dass wir die verlängerte Werkbank für Stückguttransport sind“, erklärte sie. Sie selbst setze deshalb auf geschulte Mitarbeitende: „Stückgut wird im Umschlag mit Manpower erledigt, da ist wenig Automatisierung möglich. Diese Manpower braucht ein gewisses Verständnis, eine gewisse Qualifikation.“ Man lege deshalb bewusst den Fokus auf die Menschen, die heterogene Strukturen im Stückgut handeln. Für Raabe ergibt sich daraus ein persönliches Motto, das ihren Arbeitsalltag stets begleitet. Es lautet „Handle With Care“ und bezieht sich nicht nur auf Güter und die Hub-Nutzer.innen, sondern auch auf die Mitarbeitenden in Niederaula.
Stichwort Qualität
Um Verfügbarkeiten zu sichern, sei dabei vor allem die Datenqualität im Austausch mit den Hub-Nutzern ausschlaggebend. Denn nur, wenn man aufgrund verlässlicher Daten belastbare Forecasts erstellen könne, sei es möglich, trotz Personal- und Frachtraumknappheit ein hohes Qualitätslevel abzuliefern. Eine vernünftige Auslastung sei dabei stets das gemeinsame Ziel. Gudrun Raabe brachte das zum Ende der Fachsequenz knapp auf den Punkt: „Qualität fängt beim Auftrag an.“